Seit nicht ganz einer Woche halte ich meine Lizenz in den Händen und diese muss direkt genutzt werden. Vier Wochen nach der PPLA Prüfung ging mein erster Flug als PIC (Pilot in Comand) über das
Wochenende nach Mannheim.
Ich habe dafür unsere Aquila A210 D-ENKR reserviert und am Freitag ging es los. Die Flugvorbereitung habe ich in der Woche bereits erledigt. Somit stand die Flugstrecke, Spritberechnung sowie
Massenschwerpunkt alles schon auf dem LBA Formular. Es fehlte nur noch das aktuelle Wetter. Ich habe eine Flugstrecke von 89Nm errechnet und eine Flugzeit ohne Wind von rund 50 Minuten. Die
Flugstrecke führt mich zum VOR Sulz dann an EDDS zur rechten Fläche vorbei zum VOR KRH (Karlsruhe) nach Mannheim. Durch mein leichtes Gewicht und die MTOW (Maximum Take-off Weight) von 750kg der
A210 plante ich mit vollen Tanks in Schwenningen zu starten, dies bringt eine sichere Flugzeit von 4 Stunden sowie die geforderte Reserve von 30 Minuten. Für den Flug wollte ich einen Flugplan
bei der DFS eröffnen mit den zuvor errechneten Werten. Ich habe das zwar in der Ausbildung nicht oft gemacht, schätze aber sehr das Sicherheitsgefühl das auch andere Menschen von meinem Flug in
Kenntnis gesetzt sind, außerdem erleichtert dies eine passende Beratung bei der FIS (Flug Informations Dienst) während des Fluges oder im Fall einer Notlandung würde jemand nach mir suchen.
Nur das Wetter machte mir etwas bedenken. Am Freitag zogen am Nachmittag schwere Schauer über den Schwarzwald und der DWD gab an nur 1 – 2 km Sicht innerhalb dieser zu haben. Jedoch bestand das
ganze aus vielen einzelnen CB (Cumulus Bewölkung) Zellen mit einer Untergrenze von 3500ft AMSL (Above main sea level). Sonst war das Wetter ganz gut mit OC (Overcast) 7000ft AMSL. Die Schauer
brachten starken Regen sowie Hagel. Einen sehr schweren Schauer erlebte ich noch auf dem Weg zum Flughafen und ohne den Blick in die Radarbilder des DWD und mein Telefonat mit Armin eine Stunde
zuvor hätte ich hier den Rückweg angetreten. Doch so stand die KR um 15:30 UTC Abflugbereit auf dem Vorfeld. Der Schauer im Schwarzwald hatte sich inzwischen nach Osten bewegt und aus Westen kam
langsam ein weiterer Schauer. Armin bekräftige meine Entscheidung zu fliegen und riet mir mich Richtung EDDS (Stuttgart) zu halten und den Schwarzwald im Westen zu meiden.
Um 15:43 UTC starte ich über die Piste 04 und stieg auf 5500 Fuß, um der Halbkreisflugregel entsprechend unterwegs zu sein. Nach knapp 5 Minuten war ich über Rottweil und meldete mich bei Langen
Information. Der Flug nach Mannheim selbst war ruhig und das VOR Sulz sowie das VOR KRH haben das GPS sehr gut ergänzt für meine Route. Unterwegs zeigte sich über Stuttgart eine tief schwarze
Gewitterwolke mit entsprechendem Regenfall. Ich jedoch blieb frei von Wolken und konnte mich ohne Zwischenfälle Mannheim nähern. EDFM besitzt eine Kontrollzone somit erhielt ich über die ATIS
(Automatic Terminal Information Service) einige Informationen zum Wind, Wetter und Landeinformationen. Am Platz herrschte nach einem Gewitter nun ein VAR (Variabel) Wind mit 3 kn und eine Landung
sollte auf die Piste 27 erwartet werden. Dies bestätigte auch der Kontroller kurz darauf, nach meiner Meldung kurz vor dem Pflichtmeldepunkt Sierra im Süden des Platzes. Mit dem eindrehen in die
Südplatzrunde kam auch schon die Landefreigabe auf die Piste 27. Um 16:36 UTC setzte die Maschine in Mannheim auf.
Über das gesamte Wochenende blieb die Maschine im Gras stehen und ich nutze sie zwei Mal für kurze Rundflüge über Worms zum VOR Darmstadt und am Odenwald zurück nach Mannheim. Die Lotsen
waren klasse und ich konnte das gelernte aus der Sprechfunkprüfung wieder anwenden. Der Ausflug ging beide mal über Romeo in den Süden. Der Start über die Piste 27 ist für Passagiere klasse, den
er liegt direkt über der Stadt und führt entlang des Neckar aus der Kontrollzone heraus. Für den Fall eines Triebwerksschadens ist dies vermutlich auch eine der wenigen Stellen zwischen Mannheim
und Ludwigshafen die eine Landemöglichkeit ohne andere Schäden ermöglichen würde. Wieder hinein in die Kontrollzone ging es einmal auf die 09 und auf die 27. Persönlich bevorzuge ich die 09 da
der Anflug über weniger bewohntem Gebiet liegt und er Endanflug kürzer ist. Aber beeindruckend ist der Anflug auf die 27 über die Stadt allemal. Mannheim selbst ist ein klasse Platz. Mit 11,40
Euro Landegebühr und 7 Euro für die Übernachtung nicht sehr teuer. Der Platz selbst wird von einer Airline mit drei Dornier DO328 bedient. So gibt es ein Terminal und ein großes Vorfeld. Achtet
hier bitte auf den roten markierten Bereich direkt vor dem Terminal, dieser darf nicht betreten werden. Außerdem fliegt die DRF mit einem EC135 (Christoph 53) von hier aus in die Region. Trotzdem
gibt es eine große Segelflieger Gruppe, die am Wochenende jede Sonnenminute ausgekostet hat, und sehr nettes Personal.
Zurück ging es am Sonntag. Per Telefon hörte ich Mittags schon mal die ATIS ab und bekam die Worte „Thunderstorm in the vicinity“ zu hören. Das machte mein Wetterbriefing kurz vor dem Abflug nur
noch intensiver. So starte ich am Ende über die 27 und verlies Mannheim über den Pflichmeldpunkt Whiskey auf einen Flug bei dem ich zwar CB Bewölkung erwarten konnte jedoch keinen Regen. Genau so
kam es auch. Per FIS meldete ich mich wieder und gab zweimal Auskunft über die Aktuelle Wetterlage an meiner Position. Ich hatte auf 4500ft die ein oder andere Wolke, war jedoch froh nicht
Richtung SW also Basel fliegen zu müssen sowie Richtung Osten. Hier hatten sich einige Gewitter gebildet und zwangen einige Kollegen, mit Hilfe der FIS, dazu ihre Route etwas zu ändern. Ich
landete genau eine Stunde später um 16:30 UTC wieder in Schwenningen.
Sportfliegergruppe Schwenningen a. N. e.V.
Ausbildungsleiter - Armin Schneider
Spittelbronner Weg 62
78056 Villingen-Schwenningen
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Martin Lindenbauer (Mittwoch, 13 November 2024 13:32)
Vielen Dank, sehr schön dokumentiert und plastisch dargestellt für mich als komplett unbedarften, aber interessierten Neuling in dem Thema.